Colloquium 2013: New Scholasticism Meets Analytic Philosophy
Internationales Colloquium 2013
Nach Begrüßung der Referenten und rd. 40 Teilnehmer eröffnete Prof. Dr. David Oderberg von der Universität Reading mit seinem Vortrag über "The Metaphysics of Privation". Als einer der bekanntesten Neuthomisten unter den Analytikern griff Oderberg die von Augustinus und Thomas ausgearbeitete Bestimmung des Bösen und des Übels als einer Privation auf und verteidigte mit Mitteln analytischer Philosophie das malum als weder Seiendes noch Nicht-Seiendes, sondern als Abwesenheit (privatio) einer positiven Seinsbestimmung. Auf diesen, wie auf die folgenden Vorträge folgte eine lebhafte Diskussion der anwesenden Referenten und der weiteren Teilnehmer. Prof. Dr. Edmund Runggaldier SJ, Universität Innsbruck, sprach anschließend über "Causa formalis and Downward Causation". Im Zuge neuerer Entwicklungen innerhalb der analytischen Philosophie, bei der, im Rückgriff auf naturwissenschaftliche Entwicklungen, Abwärts-Kausalität zunehmend wieder Bedeutung erlangt, kritisierte er den monistischen Kausalitätsbegriff und argumentierte mit der aristotelisch-scholastischen Tradition für eine Mehr-Ursachen-Lehre und die Möglichkeit der Formursache. Prof. Dr. Edward Feser vom Pasadena City College, einflussreicher US-amerikanischer Autor und Blogger, sprach über "The Scholastic Principle of Causality and the Rationalist Principle of Sufficent Reasonâ€. Feser verteidigte die Wirkursache und ihre Bestimmung bei Thomas gegen die Kritik des Empirismus und Rationalismus, speziell gegen die Vermischung mit dem Prinzip des zureichenden Grundes. Mithilfe der Berücksichtigung der Unterscheidung der ontologischen und epistemischen Dimension stützt das Prinzip des zureichenden Grundes vielmehr das Prinzip der Kausalität, selbst im Zusammenhang der Quantenphysik. Den letzten Vortrag des Tages bestritt Prof. Dr. Erwin Tegtmeier von der Universität Mannheim über "Potentiality and Potencyâ€, in dem er strickt zwischen Potentialität in einem ontologischem und einem logischem Sinn unterschied. Im Rückgang auf Parmenides verteidigte Tegtmeier dessen Position und Argumente auch gegen aristotelische und thomistische Einwände und Lösungsstrategien. Die anschließende Diskussion vertiefte die Einsicht in die Unterschiedlichkeit der vertretenen Positionen.
Am zweiten Veranstaltungstag referierte Prof. Dr. Stephen Mumford von der Universität Nottingham über die "Irreducibility of Dispositonalityâ€. Mumford, dessen Konzept der Dispositionen in der neueren analytischen Metaphysik und darüber hinaus als wichtige Neuerung gilt, skizzierte daran anschließend Anwendungs- und Lösungsfelder für weitere Bereiche der theoretischen und praktischen Philosophie. In der folgenden Diskussion wurden mehrfach Verwandtschaften der Dispositionen und der aristotelisch-scholastischen Potenz angesprochen. Den letzten Vortrag des Colloquiums bestritt Prof. Dr. Uwe Meixner von der Universität Regensburg mit seinen Darlegungen über "Materiality and Immaterilaty". Mit Mitteln der analytischen Philosophie stellte Meixner die Grundzüge einer neo-leibnizianischen Metaphysik dar, die streng zwischen materiellen und immateriellen Entitäten unterscheidet und dies vor dem Hintergrund der Fragen über die Einheit der Person, der Geschlossenheit der physikalischen Welt und des Individuationsprinzips und hylemorphistischer Modelle. In der Abschlussdiskussion wurde der Wunsch von vielen Seiten ausgesprochen, eine Fortsetzung der Auseinandersetzung in der Zukunft im selben Rahmen ins Auge zu fassen.
Auf der Grundlage des Colloquiums ist ein Sammelband erschienen.
Zur Neuerscheinung.