Publikationen

Wirklichkeit und Sinnerfahrung

Grundfragen der Philosophie im 20. Jahrhundert

Hrsg. v. Rafael Hüntelmann, 274 Seiten, 8 Abb., brosch., Verlag J.H. Röll Dettelbach 1998, EUR 15.00g BusseSeewald, Herford 1998, EUR 12,00

Mit Beiträgen von Bernhard Braun (Innsbruck), Wolfhart Henckmann (München), Rafael Hüntelmann (Köln/München), Karl-Heinz Lembeck (Würzburg), Uwe Meixner (Regensburg), Erwin Schadel (Bamberg), Georg Scherer (Essen), Erwin Tegtmeier (Mannheim).

Wenn die Selbstverständlichkeit, mit der etwas bisher da war, ins Wanken gerät, wird es frag-würdig. Sinn beispielsweise ist frag-würdig geworden. Bis ins 19. Jahrhundert wurden Wirklichkeit und Sinn kaum ausdrücklich auf ihren Zusammenhang hin befragt. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts rückt diese Frage in den Mittelpunkt der philosophischen Auseinandersetzung. Heideggers Frage nach dem "Sinn von Sein", mit der er sein epochales Werk "Sein und Zeit" einleitet, ist vielleicht nur der bekannteste Ausdruck dieser neuen Fragwürdigkeit, die im Anschluß an Heidegger durch den Existenzialismus popularisiert wurde. Solange der Mensch durch Tradition und Einbindung in eine feste Wertordnung, geformt durch den christlichen Glauben, in der Welt lebt, werden Fragen nach dem Sinn zwar auch in Krisensituationen virulent, aber niemals in dieser Grundsätzlichkeitt, wie sie für unser Jahrhundert charakteristisch ist. Nachdem die christliche Religion für den Menschen des 20. Jahrhunderts scheinbar keine Antwort mehr auf die Sinnfrage geben kann, erwartet er wie nie zuvor diese Antwort von der Philosophie.
Die wichtigsten philosophischen Strömungen dieses Jahrhunderts in ein Gespräch zu bringen mit Vertretern einer aus systematischem Interesse an der Tradition orientierten Philosophie über die Grundfragen nach Sein und Sinn, war denn auch die Hauptabsicht dieses Buches. Thematisch lassen sich die acht Beiträge in vier Themenbereiche gliedern:

Erstens: Georg Scherer zeigt in seinem Beitrag die innere Einheit und Verklammerung von Sinn und Sein bei Thomas von Aquin, die im Anschluß an das Mittelalter verlorengeht. Die Gründe untersucht Bernhard Braun.

Zweitens: Ontologisch lassen sich die höchst unterschiedlichen und zahlreichen Sinnkonzepte der Neuzeit und Gegenwart auf zwei grundsätzlich verschiedene Ontologien zurückführen: Ereignis- und Substanzontologie (Erwin Tegtmeier und Uwe Meixner).

Drittens: Insbesondere die Phänomenologie hat der Sinnfrage in diesem Jahrhundert besondere Aufmerksamkeit zugewendet. Karl-Heinz Lembeck stellt in seinem Beitrag "semantische und wahrnehmungstheoretische Überlegungen" zur Sinnfrage an, während Wolfhart Henckmann einen der Phänomenologen vorstellt, der wohl am radikalsten mit der Sinnfrage gerungen hat: Max Scheler.

Viertens: Die beiden letzten Beiträge versuchen auf unterschiedliche Weise durch Fragen nach den Bedingungen und der Struktur von Sinn, Möglichkeiten für Sinnerfahrung im Zusammenhang mit einem integralen Wirklichkeitsverständnis für die Gegenwart anzudeuten.

(Erwin Schadel und Rafael Hüntelmann)

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