Medienumbruch und Öffentlichkeit
Wie verändert der digitale Wandel die öffentliche Diskussion in unserer Mediendemokratie?
Hrsg. v. Johannes Hattler / Hans Thomas, 61 S., LIT-Verlag 2016, EUR 29,90
Der digitale Wandel hat die Medienlandschaft verändert. Die Abwanderung der Anzeigenkunden hat etablierte Medienhäuser ökonomisch unter Druck gesetzt. Um im Netz mit seinen kostenlosen und jederzeit verfügbaren Informationen Auflagenhöhe und Reichweite zu halten, haben vielfach Boulevardisierung und Skandalisierung Einzug gehalten. Soziale Netzwerke fördern den damit verbundenen Verlust des Qualitätsjournalismus. Doch auch dort wird er beklagt, denn die zunehmende Pluralisierung der Informationen und Standpunkte im Digitalen macht eine ausgewogene Filterung und sachliche Berichterstattung umso gefragter.
Wesentlich am digitalen Wandel ist, dass die Massenmedien nicht mehr die alleinige Selektions- und Interpretationsschnittstelle zwischen Welt und Rezipient sind. Jeder ist mittlerweile potentielles Massenmedium. Als kritisches Korrektiv politischer Macht sind die Leitmedien noch machtvoller Akteur in der öffentlichen Diskussion mit weiterhin größter Reichweite. Aber die alleinige Gatekeeperfunktion haben sie unumkehrbar verloren. Das ist der eigentliche Medienumbruch.
Das Netz erlaubt eine Pluralisierung der Standpunkte, auch gegen politischen, medialen und sonstigen Mainstream. Es ist neutral gegenüber seiner Nutzung. Es ermöglicht, politisch informierter Propaganda entgegenzutreten und kann zu diesem Zweck instrumentalisiert werden. Der digitale Wandel kann einer Segmentierung der öffentlichen Meinung Vorschub leisten, indem sich unzufriedene Bürger in selbstgewählten Informations- und Meinungsblasen abschotten. Ebenso kann es als Instrument öffentlicher Diskussion und qualitativer Berichterstattung dienen, um die für ein politisches Gemeinwesen notwendigen Werte und Überzeugungen auszuhandeln.
Mit Beiträgen von:
- Norbert Bolz: Propaganda 2.0
- Hans Mathias Kepplinger: Angstblüte der Medien. Sind Journalisten Opfer des Internet?
- Petra Sorge: Der Qualitätsjournalismus stirbt auch im Netz nicht
- Roland Tichy: Medien in der Kritik